{"id":1616,"date":"2008-10-09T14:03:36","date_gmt":"2008-10-09T13:03:36","guid":{"rendered":"http:\/\/www.mediaarchitecture.org\/?page_id=1616"},"modified":"2008-10-09T14:03:36","modified_gmt":"2008-10-09T13:03:36","slug":"basics","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/mediaarchitecture.org\/mediafacades2008\/exhibition\/basics\/","title":{"rendered":"intro de"},"content":{"rendered":"

Medienfassaden: Grundbegriffe und Merkmale<\/h1>\n\n

Autor: Dr. Gernot Tscherteu
\nRecherche: DI Wolfgang Leeb<\/p>\n\n

Medienfassaden schaffen v\u00f6llig neuartige Ber\u00fchrungspunkte zwischen digitalen R\u00e4umen einerseits und Architektur und st\u00e4dtischen R\u00e4umen andererseits. Noch nie war eine Schnittstelle zwischen der physischen und der digitalen Welt so \u00f6ffentlich, dass sie nicht nur wie beim PC einzelne Nutzer anspricht, sondern ganze Gruppen und teilweise sogar eine ganze Stadtbev\u00f6lkerung und auch M\u00f6glichkeiten vorsieht \u201ezur\u00fcckzusprechen”, also mit dem Inhalt einer Fassade zu interagieren bzw. ihn selbst zu gestalten. Es entsteht damit ein m\u00e4chtiges Potential an Gestaltungs- und Wirkungsm\u00f6glichkeiten, mit einer Reihe von Chancen und Risiken, die wir noch nicht richtig absch\u00e4tzen k\u00f6nnen und die einer intensiven Auseinandersetzung bed\u00fcrfen. Sowohl die Produzenten als auch die Konsumenten von Medienfassaden stehen vor einer Reihe von Herausforderungen und es wird wohl noch einige Zeit dauern bis es in dem gerade entstehenden Diskurs zu ausdifferenzierten Meinungen und Positionen kommt.<\/p>\n\n

Diese Ausstellung wurde so konzipiert, dass sie diesen notwendigen Diskurs unterst\u00fctzt, indem sie relevante Projekte sammelt, hinter die \u201eFassaden” blickt, sowie ihre Materialit\u00e4t und technische Struktur sichtbar macht. Zweifelsohne wird ein besseres technisches Verst\u00e4ndnis hilfreich sein, um eine differenzierte Einstellung zu Medienfassaden zu entwickeln. Wie der folgende Einf\u00fchrungstext zeigen soll gibt es eine Reihe technischer Merkmale, die wesentlichen Einfluss auf das visuelle Erlebnis, aber auch auf die Interaktivit\u00e4t und den \u201eurbanen Wert” einer Medienarchitektur haben.<\/p>\n\n

Medienfassaden entziehen sich einer Einteilung in einander ausschlie\u00dfende Klassen. Es erscheint vielmehr sinnvoll die wichtigsten Merkmale (Displaytechnologie, Transluzenz, Interaktion,…) zu diskutieren und zu zeigen, dass die einzelnen in der Ausstellung gezeigten Projekte zwar allesamt auf \u00e4hnlichen Gestaltungselementen aufbauen, diese aber h\u00f6chst unterschiedlich interpretieren und variieren. Eine Medienfassade wird im untenstehenden Diagramm also nicht nur an einem einzigen Ort eingeordnet werden k\u00f6nnen, sondern sie wird in Bezug zu jedem dieser Merkmale eine Position einnehmen. Die genannten Medienfassaden sind lediglich gute Beispiele f\u00fcr das betreffende Merkmal, aber nat\u00fcrlich weisen sie auch noch andere Merkmale auf und w\u00e4ren eventuell auch dort gute Beispiele. Es geht hier auch nicht darum Medienfassaden und Medienarchitekturen in Schubladen stecken zu k\u00f6nnen, sondern ein Begriffsinstrumentarium zur Hand zu haben, um sie besser vergleichen und diskutieren zu k\u00f6nnen.<\/p>\n\n

Nicht unerw\u00e4hnt m\u00f6chte ich fr\u00fchere Versuche von Einteilungen und Begriffskl\u00e4rungen lassen, die hier teilweise Eingang gefunden haben. Sie sind in den Quellen angef\u00fchrt.<\/p>\n\n

Aufs Bild draufklicken uns Sie erhalten eine verlinkte Mindmap:<\/p>\n\n\"\"<\/a>\n\n

Display Technologie<\/strong><\/p>\n\n

Der Umgang mit Licht bietet f\u00fcr eine technologische Betrachtung den besten Ansatzpunkt: Strahlt die Fassade aktiv Licht aus oder erzeugt sie Bilder durch die mechanische Bewegung an der Geb\u00e4udeoberfl\u00e4che? Nat\u00fcrlich arbeiten kinetische und sogar statische Medienfassaden mit Licht – nur eben auf passive Weise. Sie nutzen das Sonnen- oder Umgebungslicht und modulieren dieses, um Oberfl\u00e4cheneffekte und Bildinformationen zu erzeugen. Gute Beispiele daf\u00fcr sind die Projekte Flare <\/a>oder Daisyworld<\/a>.<\/p>\n\n

Es gibt eine Reihe von Technologien f\u00fcr die Erzeugung von Licht auf Medienfassaden (LED, Fluoreszenz,…), ebenso gibt es unterschiedliche Methoden um mechanische Teile zu bewegen: von Druckluft, \u00fcber Servomotoren, bis hin zur einfachen Nutzung von Windenergie.<\/p>\n\n

Einen Sonderfall stellen Projektionsfassaden dar: Sie erzeugen das Licht nicht selbst. Die Geb\u00e4udeoberfl\u00e4che wird als Projektionsfl\u00e4che verwendet. Projiziert wird entweder von au\u00dfen auf die Geb\u00e4udefront oder von innen auf transluzente Fl\u00e4chen (meist Fenster), die somit zu Bildschirmen umfunktioniert werden. In der Ausstellung haben wir von Projektionsfassaden abgesehen – haupts\u00e4chlich deshalb, weil es uns um die nahtlose Integration des Displays in die Architektur geht und eine Projektion dem nur in Ausnahmef\u00e4llen gerecht wird. Nat\u00fcrlich ist diese Sichtweise sehr subjektiv und angreifbar.<\/p>\n\n

Bild Eigenschaften<\/strong><\/p>\n\n

Wie ist das von der Medienfassade erzeugte Bild beschaffen?<\/p>\n\n

Aufl\u00f6sung <\/em>Aus wie vielen Bildpunkten besteht das Bild? Die Bandbreite ist enorm: Einige Beispiele Blinkenlights<\/a> 144 Pixels, UNIQA<\/a> ca. 60.000, Grand Lisboa<\/a> \u00fcber 1. Mio Bildpunkte. Mehr Bildpunkte bedeutet nicht unbedingt dass das Bild qualitativ \u201ebesser” ist – Gerade Blinkenlights<\/a> zeigt, wie viel mit wenig Pixeln m\u00f6glich ist. Sicher erm\u00f6glicht aber eine gr\u00f6\u00dfere Aufl\u00f6sung sch\u00e4rfere und detailreichere Bilder – wenn man sie braucht.<\/p>\n\n

Pixelabstand (pixel pitch)<\/em> Wie gro\u00df sind die Bildpunkte und wie weit sind die Pixel – von ihrem Mittelpunkt gemessen – voneinander entfernt.<\/p>\n\n

Diffusion:<\/em> F\u00fcr den Betrachter macht die Gr\u00f6\u00dfe der einzelne Bildpunkte einen gro\u00dfen Unterschied. Durch Diffusionsfl\u00e4chen ist es m\u00f6glch auch einige Millimeter kleine Leuchtquellen (z.B. LEDs) in wesntlich gr\u00f6\u00dfere Pixel zu verwandeln – wie dies beispielsweise beim Galleria Store<\/a> in Seoul der Fall war. Durch die Diffusion wird die Leuchtkraft einer Lampe zwar auf eine gr\u00f6\u00dfere Fl\u00e4che verteilt, daf\u00fcr aber auch ihre Leuchtdichte reduziert.<\/p>\n\n

Betrachtungsabstand<\/em> Steht in direkten Zusammenhang mit dem Pixelabstand und der Diffusion, denn je gr\u00f6\u00dfer der Pixelabstand bzw. der Pixel ist, umso weiter muss man vom Bild entfernt sein um nicht nur einzelne Punkte sondern ein sinnvolles Gesamtbild erkennen zu k\u00f6nnen. Doch auch aus der N\u00e4he betrachtet, k\u00f6nnen sich so interessante abstrakte Lichteffekt ergeben.<\/p>\n\n

Helligkeit:<\/em> Die im Punkt \u201eDisplay Technologie” genannten Techniken sind h\u00f6chst unterschiedlich in Bezug auf Helligkeit. Von allen aktiven Displays ist nur LED hell genug um gegen direktes Sonnenlicht zu bestehen. Allerdings n\u00fctzen auch manche kinetische Fassaden (wie Flare<\/a>) das Sonnelicht geschickt aus. In der Nacht kann zuviel Helligkeit zu einem Hindernis werden, da es Anwohner und Verkehr beeintr\u00e4chtigt.<\/p>\n\n

Farbtiefe:<\/em> Je nach Technologie stehen mehr oder weniger Farben zur Verf\u00fcgung. Die Reduktion auf wenige Farben (wie bei BIX<\/a>, SPOTS<\/a>, Blinkenlights<\/a>, oder Chanel<\/a> in Tokyo) kann auch als Stilmittel genutzt werden. LED erlaubt es Farbr\u00e4ume mit mehreren Millionen Farben zu erzeugen.<\/p>\n\n

Integration des Displays in das Geb\u00e4ude<\/strong><\/p>\n\n

Integration ist ein zentraler Punkt f\u00fcr die Beurteilung von Medienfassaden – ein entscheidendes Merkmal (\u201edifferentia specifica”) daf\u00fcr, ob man etwas als Medienfassade anerkennen kann oder nicht. Ohne Integration wirkt das Display einfach aufgesetzt und bildet eine eigene Bedeutungsebene, die vom Geb\u00e4ude losgel\u00f6st wirkt. Wenn ein Display gut in das Geb\u00e4ude bzw. seine Fassade integriert wurde, dann verschmelzen beide Ebenen zu etwas neuem – das wir als Medienarchitektur bezeichnen.<\/p>\n\n

Zus\u00e4tzlich zur konstruktiven Integration kann nat\u00fcrlich auch der Content f\u00fcr das Geb\u00e4ude ma\u00dfgeschneidert sein und die Einheit von Geb\u00e4ude und Display unterstreichen. Da die Integration von Geb\u00e4ude und Display letztlich nicht nur ein oberfl\u00e4chliches, auf die Fassade beschr\u00e4nktes Merkmal ist, finde ich den Begriff Medienarchitektur in diesem Fall passender und umfassender. F\u00fcr den Begriff Medienarchitektur spricht:<\/p>\n\n

    \n
  1. Die Bespielung kann nicht nur die Fassade sondern auch die Raumbeleuchtung einbeziehen und damit von der Oberfl\u00e4che in die Geb\u00e4udetiefe reichen.<\/li>\n
  2. R\u00e4umliche und mediale Strukturen \u00fcberlagern sich, sodass kommunikative Prozesse entstehen k\u00f6nnen, die sich nicht nur auf der Geb\u00e4udeoberfl\u00e4che sondern auch in seinem Inneren, im \u00f6ffentlichen Raum rund um das Geb\u00e4ude und letztlich nat\u00fcrlich auch – r\u00e4umlich ungebunden – in elektronischen Medien stattfinden k\u00f6nnen. Der Begriff Architektur kommt dem entgegen, da er auch f\u00fcr nicht r\u00e4umliche Strukturen und Prozesse offen ist – und genau darum geht es auch bei vielen gelungenen Projekten.<\/li>\n<\/ol>\n\n

    Eine gute Integration kann in manchen F\u00e4llen auch dann erreicht werden, wenn das Geb\u00e4ude schon gebaut ist und die Medienfassade erst danach konzipiert und errichtet wurde (UNIQA<\/a> ist daf\u00fcr ein gelungenes Beispiel). In der Regel entstehen gute Medienarchitekturen aber vor allem dann, wenn alle Faktoren, die hier betrachtet werden, schon w\u00e4hrend der Planung ber\u00fccksichtigt und zu einem durchg\u00e4ngigen Konzept verwoben werden.<\/p>\n\n

    Das Verh\u00e4ltnis der Begriffe \u201eMedienfassade” und \u201eMedienarchitektur”, ist nicht wesentlich anders als das von \u201eFassade” und \u201eArchitektur”. Fassade verweist auf Oberfl\u00e4che und alle Funktionen, die einer Oberfl\u00e4che zukommen: Schutz, Klimatisierung, Repr\u00e4sentation usw.. Architektur hingegen ist wesentlich offener und spricht die ganze Bandbreite und Tiefe von r\u00e4umlichen Strukturen und Raumfunktionen an. Oft wird der Begriff auch dar\u00fcber hinaus sogar f\u00fcr nicht-r\u00e4umliche Strukturen verwendet – siehe \u201eSoftware-Architekturen”.<\/p>\n\n

    Permanent \/ Tempor\u00e4r<\/strong><\/p>\n\n

    Eng verbunden mit der Frage der Integration ist die Frage nach der Dauerhaftigkeit einer Medienfassadeninstallation. Im Allgemeinen sollte man meinen, dass permanente Installationen zu besseren Resultaten f\u00fchren, weil in der Regel mehr Planung und Geld aufgewandt wird. In der Praxis gibt es aber viele Ausnahmen von dieser Regel: Die \u00fcberzeugendste von allen ist Blinkenlights<\/a>, aber auch viele Showfassaden f\u00fcr Konzerte und Events sind durchaus gelungen. (z.B. Asian Games<\/a>), Nicht zu vergessen sind dabei nat\u00fcrlich auch gelungene Installationen mit k\u00fcnstlerischem Inhalt (wie SPOTS<\/a>).<\/p>\n\n

    Dimensionalit\u00e4t<\/strong><\/p>\n\n

    Ein weiterer Teilaspekt von \u201eIntegration” ist Dimensionalit\u00e4t. Da Geb\u00e4ude in der Regel nicht nur flache Strukturen darstellen, sondern r\u00e4umlich sind, ist es nahe liegend, dass auch Medienfassaden r\u00e4umlich wirken sollen. Nur in seltenen Ausnahmef\u00e4llen wird es m\u00f6glich und sinnvoll sein, dass ein Display den gesamten dreidimensionalen Raum eines Geb\u00e4udes ausf\u00fcllt, denn das k\u00f6nnte leicht zu Problemen mit den Nutzern f\u00fchren; Nat\u00fcrlich gibt es bereits zahlreiche Konzepte welche die Raumbeleuchtung eines Geb\u00e4udes in die Bespielung einbeziehen. F\u00fcr jene Zeit zu der keine Nutzer im Haus sind, werden damit auch Bespielungen in die Tiefe des Geb\u00e4udes hinein m\u00f6glich. – Die Bespielung ist damit allerdings zeitlich auf ein paar Tage im Jahr und einige wenige Stunden am Tag beschr\u00e4nkt.<\/p>\n\n

    Viel gebr\u00e4uchlicher sind daher bislang \u201e2.5 D” Bespielungen. Mit 2,5 D ist gemeint dass sich Medienfassaden nicht auf eine Ebene beschr\u00e4nken, sondern um Geb\u00e4udekanten flie\u00dfen (Galleria<\/a>) bzw. sich auf sph\u00e4rischen Oberfl\u00e4chen erstrecken. (UNIQA<\/a> und Grand Lisboa<\/a>). Auf diese Weise sind Rundumbespielungen und effektvolle r\u00e4umliche Wirkungen m\u00f6glich.<\/p>\n\n

    Ein gutes Beispiel f\u00fcr ein echtes dreidimensionales Display ist die Nova<\/a> Installation im Z\u00fcricher Hauptbahnhof.<\/p>\n\n

    Durchlicht \/ Durchsicht (Transparenz \/ Transluzenz)<\/strong><\/p>\n\n

    Es gibt mehrere Punkte bei denen Medienfassaden mit den \u00fcbrigen Geb\u00e4udefunktionen in Konflikt geraten k\u00f6nnen. Die wichtigsten drehen sich um Licht und Energie (Energie siehe “Nachhaltigkeit”). Beim Licht geht es vor allem darum, dass die Komponenten einer Medienfassade Teile der Geb\u00e4udeoberfl\u00e4che bedecken. Manchmal kommt zuwenig Tageslicht manchmal sogar gar keines mehr ins Geb\u00e4udeinnere wodurch beispielsweise die Nutzung der dahinter liegenden R\u00e4umlichkeiten als B\u00fcro nicht mehr m\u00f6glich ist. Aus diesem Grund sind verschiedene Ans\u00e4tze entwickelt worden, um die Licht emittierenden Teile zu minimieren und ihre Leuchtkraft zu maximieren. Die Eigenschaften von LEDs kommen diesen Zielen am besten entgegen. Sie werden zunehmend in Fassadenkomponenten wie Fassadendeckkappen oder Sonnenschutzlamellen integriert, sodass sie nur mehr einen geringen Teil des Tageslichts wegnehmen. Zum Teil sind die Nutzer eines Geb\u00e4udes von der Medienfassade v\u00f6llig unbeeintr\u00e4chtigt. Nat\u00fcrlich besteht auch in jenen F\u00e4llen wo die Leuchtpunkte in die Fassade integriert sind, ein logischer Konflikt zwischen dem Durchlichtverhalten und der Aufl\u00f6sung bzw. dem Pixelabstand. Um h\u00f6here Aufl\u00f6sungen zu erreichen bzw. um die Pixelabst\u00e4nde zwischen Pixelreihen oder Pixelzeilen zu verringern muss das Fassadenraster entsprechend ge\u00e4ndert bzw. Sonnenschutzlamellen oder \u00e4hnliche Komponenten vor die Fassaden gesetzt werden, was notwendigerweise auf Kosten des Tageslichts geht. Gerade durch den Einsatz von vorgesetzten Komponenten, in welche Leuchtpunkte integriert werden, lassen sich aber L\u00f6sungen erzielen, die gleicherma\u00dfen eine hohe Bildqualit\u00e4t und eine hohe Nutzungsqualit\u00e4t aufweisen.<\/p>\n\n

    Aus der Sicht des Nutzers ist es nicht nur wichtig, dass er genug Tageslicht bekommt, sondern auch dass er ins Freie blicken kann; Eine Fassade kann ja durchaus transluzent sein aber nicht transparent wie z.B. im Fall des Chanel<\/a> Geb\u00e4udes in Tokyo, wo man die Geb\u00e4udehaut als Diffusionsschicht verwendet hat. Es war hier offensichtlich ein Designziel die einzelnen Leuchtpunkte mithilfe von Privalite-Glas zu Leuchtfl\u00e4chen aufzul\u00f6sen und dadurch weichere, \u201estoff\u00e4hnlichere” Bildeeffekte zu erzeugen. Die gro\u00dfartige Bildwirkung geht allerdings auf Kosten der Nutzer weil diese w\u00e4hrend des Betriebs nicht ins Freie blicken k\u00f6nnen. Die Diffusionsschicht bewirkt dar\u00fcber hinaus, dass ein Teil des Lichts als Streulicht ins Geb\u00e4udeinnere reflektiert wird. Deshalb wird eine Jalousie heruntergelassen sobald das Display in Betrieb ist. Auch dadurch wird die Raumqualit\u00e4t nat\u00fcrlich stark beeintr\u00e4chtigt. Jalousien werden \u00fcbrigens auch eingesetzt, um die Raumbeleuchtung aus dem Geb\u00e4udeinneren nach au\u00dfen hin abzuschirmen, also beide \u201eLichtebenen” – die eine im Inneren und die andere auf der Medienfassade – von einander zu trennen.<\/p>\n\n

    Energieverbrauch – Nachhaltigkeit<\/strong><\/p>\n\n

    In Zeiten steigenden Energieverbrauchs, der nicht nur zu hohen Preisen sondern auch zu Verteilungskonflikten f\u00fchrt, kann nicht verschwiegen werden, dass Medienfassaden Energie verbrauchen – zum Teil sogar sehr viel. Der Verbrauch orientiert sich am Wirkungsgrad der Leuchtmittel sowie an ihrer Anzahl und Helligkeit. LEDs haben zwar einen recht hohen Wirkungsgrad, aber wenn sie in einer hohen Anzahl verwendet werden, in manchen Projekten jenseits von einer Million St\u00fcck, dann summieren bzw quadrieren sich die Verbrauchswerte. Je heller, je gr\u00f6\u00dfer die Gesamtfl\u00e4che und je dichter die Pixel gepackt werden, umso h\u00f6her ist der Energieverbrauch. Richtig heftig wird es, wenn man dem Sonnenlicht Konkurrenz machen m\u00f6chte und Displays am Tag und bei direkter Sonneeinstrahlung betreibt. Diskussionen um die Sinnhaftigkeit solcher Bespielungen werden wohl nicht ausbleiben. Wie in anderen F\u00e4llen wird man wohl auch hier die Kosten mit den Nutzen vergleichen m\u00fcssen wobei nicht nur das relevant sein sollte, was sich ein gro\u00dfes Unternehmen leisten kann, sondern auch das, was gesellschaftlich vertretbar ist. Da auch Energie im Wesentlichen ein Verteilungsproblem zu sein scheint, kann man nicht kategorisch sagen was in diesem Sinne vertretbar ist und was nicht. Wenn vor Ort genug Energie vorhanden ist, z.B. weil man die Sonnenkraft nutzt, dann wird man sich mit der Argumentation sicher leichter tun – wie z.B. im Falle von Greenpix<\/a>. Allerdings darf nicht au\u00dfer acht gelassen werden, dass nicht nur der Betrieb sondern auch andere Phasen des Lebenszyklus wie die Erzeugung eines Displays und seine Entsorgung in einer \u00d6kobilanz zu ber\u00fccksichtigen sind.<\/p>\n\n

    Medieninhalt und Geb\u00e4ude<\/strong><\/p>\n\n

    Hier geht es um die Frage, ob die Bespielung einer Fassade auf das Geb\u00e4ude als r\u00e4umliche Struktur bzw. auf die \u00f6rtliche Umgebung eingeht. Auch hier handelt es sich um einen Punkt der mit der Integration von Display und Geb\u00e4ude aufs Engste zusammenh\u00e4ngt. Selbst dann wenn es gelungen ist das Display nahtlos in die Fassade zu integrieren, hei\u00dft das noch lange nicht, dass es in einer Form bespielt wird, die einen Bezug zum Geb\u00e4ude herstellt. Aus meiner Sicht ist auch dann noch lange kein Bezug vorhanden, wenn die Produkte oder das Logo des Geb\u00e4udeeigent\u00fcmers in der Bespielung vorkommen. Solche inhaltlichen Bez\u00fcge machen teilweise schon Sinn, aber es sollte nicht nur die Corporate Identity des Unternehmens sondern nat\u00fcrlich auch die Geb\u00e4udeform ber\u00fccksichtigt werden. In einem guten Gesamtkonzept sollten alle drei Komponenten – Identity, Architektur und Bespielung – im Vorhinein \u00fcberlegt und aufeinander abgestimmt werden. Nicht wirklich zielf\u00fchrend erscheint es mir, wenn Medienfassaden auf Inhalte verweisen, die nichts mit dem Geb\u00e4ude, seinem Nutzer und dem Ort an dem es steht zu tun haben, wie das leider oft bei schlechter Werbung der Fall ist. Wenn aber die oben erw\u00e4hnten Komponenten ausgleichend ber\u00fccksichtigt werden, kann sich nicht nur eine gelungene Medienarchitektur, sondern auch ein guter Werbeeffekt einstellen. Bei der Gestaltung und Evaluierung von Werbung auf Geb\u00e4uden wird gerne vergessen, dass sich der Wert nicht nur darin bemisst, wie viele Menschen eine Bespielung sehen, sondern auch, wie sie sich auf die Wahrnehmung des Geb\u00e4udes auswirkt. Wenn es etwa wie im Falle des UNIQA<\/a> Geb\u00e4udes gelingt eine in sich abgestimmte Medienarchitektur ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu r\u00fccken, dann ist dem Eigent\u00fcmer oft mehr gedient als wenn sein Logo permanent zu sehen ist. Das Geb\u00e4ude wird zu einem Landmark, zu einem Teil der allt\u00e4glichen urbanen Wahrnehmung, an den man sich gew\u00f6hnt und den man nach einiger Zeit nicht mehr missen m\u00f6chte. Der Nutzen den ein Geb\u00e4udeeigent\u00fcmer (oder Mieter) aus einer Medienfassade ziehen kann besteht weniger in kurzfristigen Werbeeffekten, sondern in den langfristigen Bindungen und Identifikation, die zwischen dem bespielten Geb\u00e4ude und den Passanten entstehen k\u00f6nnen. Dieser Wert ist nicht so leicht zu quantifizieren wie der von Werbeschaltungen, aber er ist trotzdem vorhanden und als sehr hoch einzusch\u00e4tzen.<\/p>\n\n

    Zweifelsohne bedarf aber jede Form der Bespielung von Medienfassaden – egal ob f\u00fcr Werbezwecke oder rein k\u00fcnstlerische Bespielungen – sehr viel Fachwissen und Erfahrung, weil sie sich – wie wir oben gesehen haben, in vielen Merkmalen wie Aufl\u00f6sung, Pixelabst\u00e4nden, Helligkeiten usw. von g\u00e4ngigen Screenwirkungen unterscheiden und vom Gestalter sehr viel Sensibilit\u00e4t f\u00fcr Architektur und Stadtraum voraussetzen.<\/p>\n\n

    Interaktion<\/strong><\/p>\n\n

    Das gr\u00f6\u00dfte Potential f\u00fcr die Identifikation von Bewohnern mit Medienarchitekturen liegt in einer interaktiven Form der Bespielung. Bestens dokumentiert ist die Bespielung etwa von Blinkenlights in Berlin , wo den \u201eNutzern” verschiedene M\u00f6glichkeiten geboten wurden sich mit dem Geb\u00e4ude bzw. mit anderen Bewohnern von Berlin in Verbindung zu setzen. Zum einen konnten selbst produzierte Filme an die Fassade geschickt werden, welche einfache Animationen oder Textnachrichten enthielten – besonders beliebt waren Liebesbotschaften. Zu anderen konnte man mittels eines Handyinterfaces sogar \u201ePong” spielen.<\/p>\n\n

    Im \u201eNormalbetrieb” spiellte Blinkenlights autoaktiv eine vorgegebene Playlist von nutzergenerierten Animationen. Per Handy konnte man das Programm unterbrechen um entweder alleine oder zu zweit Pong zu spielen oder einen zuvor hochgeladenen Liebesbrief zu aktivieren. Durch die Eingabe eines Aktivierungsschl\u00fcssels per Handy konnte man die Wiedergabe zeitlich so steuern, dass die Botschaft perfekt zu einem romantischen Moment mit seiner Liebsten \/ seinem Liebsten passte. Es liegt auf der Hand, dass man durch solche sehr pers\u00f6nlichen Momente, in denen man weithin sichtbar die Hauptrolle auf der Medienfassade spielt, eine besonders intensive Form der Identifikation erreicht. Es sind einzigartige Erlebnisse, die man sehr lange in Erinnerung beh\u00e4lt und die man ganz konkret mit einem bestimmten Ort verbindet. Was kann ein Geb\u00e4udeeigent\u00fcmer mehr erwarten, als dass sich die Bewohner und Besucher einer Stadt mit seinem Geb\u00e4ude pers\u00f6nlich verbunden f\u00fchlen?<\/p>\n\n

    F\u00fcr die Bildung einer Community rund um Blinkenlights spielten die Website und der offene Zugang zur Software eine wichtige Rolle. Die Nutzer begriffen sich als Teil des Mediums, und verf\u00fcgten \u00fcber Werkzeuge, mit welchen man konkrete und aussagekr\u00e4ftige Botschaften erzeugen konnte. Sie wurden zu aktiven Produzenten von Medieninhalten und akzeptierten Blinkenlights somit als IHR Medium.<\/p>\n\n

    Ausblick<\/strong><\/p>\n\n

    Das gewaltige Wachstum an nutzergenerierten Medien (Consumer Generated Media) im Web 2.0 und hier wiederum der Boom von sozialen Netzwerken wie MySpace und Facebook lassen vermuten, dass es ein gewaltiges Potential f\u00fcr Anwendungen gibt, die soziale Netzwerke rund um eine Medienarchitektur bilden und somit zu einer weiteren Durchdringung von physischen und virtuellen R\u00e4umen f\u00fchren werden. Hier werden eigene Medienformate entstehen, welche seitens der Gestalter ein gro\u00dfes Ma\u00df an Interdisziplinarit\u00e4t voraussetzen und zu v\u00f6llig neuartigen urbanen Erlebnissen f\u00fchren k\u00f6nnen.<\/p>\n\n

    Nat\u00fcrlich k\u00f6nnen die Projekte dieser Ausstellung mit den oben dargestellten Merkmalen nicht ersch\u00f6pfend beschrieben werden. Besonders die sozialen bzw. urbanen Aspekte von Medienarchitekturen bed\u00fcrfen einer weitergehenden Besch\u00e4ftigung und sie entziehen sich einer allzu technischen Beschreibung. Wir sind uns bewusst, dass auf diesem Gebiet noch viel zu tun ist, wof\u00fcr eine Ausstellung m\u00f6glicherweise auch nicht so geeignet ist wie ein breiter Diskurs von Akteuren und Experten. Wir hoffen dass es gelingt, dass dieser Diskurs auf eine breitere Basis gestellt werden kann und dass diese Ausstellung daf\u00fcr geeignetes Anschauungsmaterial und Basiswissen zur Verf\u00fcgung gestellt hat.<\/p>\n\n

    Quellen:<\/strong><\/p>\n\n

    Alexander Wahl, Wandelbare (mediale)
    \nGeb\u00e4udefassaden, 20.01.2002, 2008;
    \n
    http:\/\/www.alexanderwahl.de\/dateien\/medienfassaden\/medienfassaden.html<\/a>
    \nzuletzt gepr\u00fcft: 5. Oktober 2008<\/p>\n\n

    Susanne Jaschko \/ Joachim Sauter, Mediale
    \nOberfl\u00e4chen – Mediatektur als integraler Bestandteil von Architektur und Identit\u00e4t stiftende Ma\u00dfnahme im urbanen Raum, ublished in Arch+, Nr 180, Convertible City, Sept 2006, official exhibition catalogue of the German Pavillion at the 10th Bienale of Architecture in Venice, Italy.
    \n
    http:\/\/www.sujaschko.de\/downloads\/256\/Mediatektur<\/a>
    \nzuletzt gepr\u00fcft: 5. Oktober 2008<\/p>\n\n

    Joachim Sauter, Das vierte Format: Die Fassade
    \nals medialeHaut der Architektur; 2004,
    \n
    http:\/\/netzspannung.org\/cat\/servlet\/CatServlet\/$files\/273668\/sauter.pdf<\/a>,
    \nzuletzt gepr\u00fcft: 5. Oktober 2008<\/p>\n\n

    Andy J\u00f6rder, Improve Your City’s Appearance – Medienfassaden in urbanen Brennpunkten Diplomarbeit.
    \n
    http:\/\/www.nd80.de\/portfolio\/pdf\/IYCA_Screen.pdf<\/a>,
    \nzuletzt gepr\u00fcft: 5. Oktober 2008<\/p>\n\n

    Ava Fatah Gen. Schieck, Media Screens – Urban Environments as a Medium of Communication, Mediamatic May 2007,
    \n
    http:\/\/www.slideshare.net\/revi.kornmann\/media-screens\/<\/a>
    \nzuletzt gepr\u00fcft: 5. Oktober 2008.<\/p>\n\n

    Lucy Bullivant<\/a>, 4dsocial: Interactive Design Environments, Wiley 2007<\/p>\n\n

    Lucy Bullivant, Responsive Environments:
    \nArchitecture, Art and Design, Victoria & Albert Museum 2006<\/p>\n\n

    Ag4, ag4-mediafacades, Daab 2006<\/p>\n\n

    Medienarchitektur, Arch+ 149 150,<\/p>\n\nhttp:www.Mediaarchitecture.org<\/a>\n\n<\/a>","protected":false},"excerpt":{"rendered":"Medienfassaden: Grundbegriffe und Merkmale Autor: Dr. Gernot Tscherteu Recherche: DI Wolfgang Leeb Medienfassaden schaffen v\u00f6llig neuartige Ber\u00fchrungspunkte zwischen digitalen R\u00e4umen einerseits und Architektur und st\u00e4dtischen R\u00e4umen andererseits. Noch nie war eine Schnittstelle zwischen der physischen und der digitalen Welt so \u00f6ffentlich, dass sie nicht nur wie beim PC einzelne Nutzer anspricht, sondern ganze Gruppen und […]","protected":false},"author":8,"featured_media":0,"parent":375,"menu_order":0,"comment_status":"open","ping_status":"closed","template":"legacy\/festival.php","meta":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/mediaarchitecture.org\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/1616"}],"collection":[{"href":"https:\/\/mediaarchitecture.org\/wp-json\/wp\/v2\/pages"}],"about":[{"href":"https:\/\/mediaarchitecture.org\/wp-json\/wp\/v2\/types\/page"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/mediaarchitecture.org\/wp-json\/wp\/v2\/users\/8"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/mediaarchitecture.org\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=1616"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/mediaarchitecture.org\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/1616\/revisions"}],"up":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/mediaarchitecture.org\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/375"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/mediaarchitecture.org\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=1616"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}